Interview Sophie Ströbitzer
Ein Gespräch mit Zukunftsforscherin Christiane Varga

Wie Gesellschaftswandel
und Diversität unsere Welt prägen

Christiane Varga ist eine renommierte Zukunftsforscherin und Soziologin, die sich mit dem gesellschaftlichen Wandel und den damit verbundenen Herausforderungen beschäftigt. Mit uns spricht sie über die Bedeutung von Diversität und Inklusion in der modernen Arbeitswelt.

Frau Varga, könnten Sie uns zu Beginn einen Einblick in Ihre Arbeit geben? Womit beschäftigen Sie sich konkret in Ihrem Alltag als Zukunftsforscherin?

Natürlich! Ich arbeite im Bereich der Trend- und Zukunftsforschung und bin gleichzeitig Soziologin. Mein Fokus liegt auf dem gesellschaftlichen Wandel – also wie sich unsere Gesellschaft in allen Bereichen verändert. Dieser Wandel umfasst viele Aspekte: von der Art, wie Menschen zusammenleben, über die Entwicklung von Familienstrukturen und demografische Veränderungen bis hin zur Zukunft der Arbeits- und Wohnwelt. Unsere Welt ist heute komplexer denn je und viele unserer aktuellen Systeme und Strukturen sind für eine Gesellschaft konzipiert, die es in dieser Form nicht mehr gibt. Deshalb müssen wir an vielen Stellschrauben drehen, um uns auf die Zukunft vorzubereiten.

©jennikoller 09399

Wann ist Ihrer Meinung nach das Thema Diversität und
Inklusion in den öffentlichen Diskurs gerückt?

Dass bestimmte Gruppen in der Gesellschaft nicht sichtbar genug sind, wissen wir schon länger. Allerdings war das Ausmaß früher nicht so groß wie heute. Mit der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft haben sich auch die Lebensstile stark differenziert und viele Menschen haben heute eine stärkere Stimme, um ihre Anliegen zu vertreten. Dieser Wandel begann schrittweise vor etwa 20 Jahren und hat durch die Coronapandemie einen weiteren Schub erfahren. Krisen wirken oft wie ein Brennglas, das Schwächen in bestehenden Systemen aufzeigt. Corona hat deutlich gemacht, dass wir in einer global vernetzten Welt leben, in der Diversität kein „Nice-to-have“ mehr ist, sondern eine Notwendigkeit, um mit den vielfältigen Anforderungen umgehen zu können.

Dabei ist Diversität ja nicht nur ein moralischer Anspruch, sondern auch nachweisbar profitabel. Wie macht sich das bemerkbar?

Absolut. Studien, wie die von McKinsey, haben gezeigt, dass Unternehmen mit gemischten Führungsteams um bis zu 60 % profitabler sind. Das ist eine enorme Zahl, die zeigt, wie wertvoll unterschiedliche Perspektiven in einem Unternehmen sind. Wenn Teams zu homogen sind, ähnlich denken und ähnliche Hintergründe haben, fehlt oft der vielfältige Blick auf Probleme. Das ist vergleichbar mit einem Ökosystem: Wenn es zu homogen ist, kippt es. Vielfalt bringt Leben, Innovation und letztlich auch Erfolg.

Wie stehen Sie zu Diversity-Schulungen in Unternehmen?

Diversity-Schulungen können hilfreich sein, aber sie müssen sorgfältig konzipiert werden. Es gibt Studien, die zeigen, dass solche Schulungen sogar kontraproduktiv sein können, wenn sie die Teilnehmer*innen unter Druck setzen. Viel wirksamer ist es, Vorurteile durch echte, positive Erfahrungen im Alltag abzubauen – durch das direkte Zusammenarbeiten mit Menschen aus verschiedenen Hintergründen. Es geht darum, im Alltag diese „Aha-Momente“ zu erleben, die einem zeigen, dass die eigenen Vorurteile unbegründet sind.

Ein weiteres Thema, das oft mit Vielfalt und Inklusion verbunden ist, ist die Zusammenarbeit verschiedener Generationen. Wie nehmen Sie das am Arbeitsmarkt wahr?

Die Debatte über Generationenkonflikte wird medial oft übertrieben dargestellt. Natürlich gibt es Unterschiede, aber ich glaube, dass junge und ältere Menschen viel voneinander lernen können. Die jüngere Generation ist mit digitalen Tools aufgewachsen und kann sich schnell an neue Situationen anpassen. Ältere Menschen bringen hingegen oft wertvolle Erfahrung und ein großes Durchhaltevermögen mit. Statt diese Unterschiede als Hindernis zu sehen, sollten wir sie als Chance begreifen.

In technischen Berufen, aber auch Studiengängen ist der Frauenanteil immer noch niedrig, oftmals aus fehlendem Zutrauen – das merken wir auch an der TU Wien. Was kann getan werden, um diese Diskrepanz zu verringern?

Das Schulsystem spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es sollte interdisziplinäres Denken und Handeln fördern und den Forschergeist bei Kindern stärker anregen. MINT-Fächer sind extrem spannend und sollten entsprechend vermittelt werden – mit praxisnahen Beispielen und Projekten, die das Interesse der Schüler*innen wecken. Unternehmen sollten zudem sichtbarer werden und aktiv den Kontakt zu Schulen suchen, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Studien haben gezeigt, dass die Sichtbarkeit von Vorbildern – wie Professorinnen in Schulbüchern – einen positiven Einfluss auf die Leistungen von Schülerinnen hat. Es gibt also viele Möglichkeiten, diese Diskrepanz zu verringern, aber es erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der bei der Bildung beginnt und sich durch das gesamte Berufsleben zieht.

Vielen Dank, Frau Varga, für Ihre spannenden Einblicke und wertvollen Anregungen!

Christiane Varga beschäftigt sich als Speakerin, Soziologin und Zukunftsforscherin mit den Themen gesellschaftlicher Wandel, Raum und Design.

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